(4) Übergang zum spekulativen Begriff der Religion (S. 192 ff) 

- Der spekulative Begriff ergibt sich aus der Beziehung zwischen Subjekt und Objekt,
  zwischen Subjekt und Prädikat.   Beide sind nicht einfach Feste, die mit ‚ist’
  gleichgesetzt werden und deren Identität wahr oder falsch ist. Hier ist die Wahrheit
  etwas Statisches und als gegeben vorausgesetzt. Bei Hegel sind Bestimmungen
  nur Momente des Prozesses des Denkens des Allgemeinen. Das ‚ist’ hat nur die
  Bedeutung „der Tätigkeit, Lebendigkeit und Geistigkeit“ (S. 192). Es ist ein ‚werden’,
  das immer auch die Negation in sich hat. Jede Bestimmung ist somit einseitig und
  wird über die Reflexion in eine andere ebenso einseitige, aber reichere Bestimmung
  überführt:
Wenn das Sein allein als das Grundlegende betrachtet wird, sind diese Bestimmungen
nur ein Übergehen von einer zu einer weiteren Bestimmung ohne Aufhebung beider
in ihrer Einheit. Das Widersprüchliche und Unbefriedigende einer Bestimmung kann
auf diesem Standpunkt nur gelöst werden durch das von „uns“ logisch begründete
Übergehen in eine weitere Bestimmung.
Wenn die subjektive Seite oder Form der Bestimmung als das Grundlegende gilt, dann
entstehen Verhältnisse der Reflexion nach innen und nach aussen, deren Einheit und
Verschiedenheit nicht gleichzeitig als Momente im Begriff gedacht werden. Das Resultat
davon ist der unaufgelöste Gegensatz der Leerheit der absolut gesetzten subjektiven
Identität und der reinen Notwendigkeit des Seins.
Erst wenn der Begriff, die Einheit von Sein und Form, als das Grundlegende genommen wird,
ist die Differenz in der Einheit bewahrt und umgekehrt. Die Bewegung des Begriffs von
Bestimmung zu Bestimmung ist dann keine äussere mehr, sondern nur Bewegung der Momente
des Begriffs selbst oder seine eigene Entwicklung, die Freiheit.
- Gott kann nicht nur als das Unendliche gedacht werden. Das Unendliche,
  Unbegrenzte, gesetzt im Denken, aber abgesondert von der Bewegung des
  Begriffs, ist nur Abstraktion. Höher steht die Grenze, die sich selbst begrenzt, die
  Bestimmung, welche Tätigkeit ist nach Aussen in die Vielheit und zurück in die
  Einheit.
- Die Kritik lautet, „durch Endliches Unendliches erfassen zu wollen“ (S. 193) ist 
  unmöglich. Doch von dieser absoluten Dichotomie hat sich das spekulative Denken
  zu befreien, ohne dabei die Widersprüche einfach unter den Teppich zu kehren.
- Möglichkeit und Unmöglichkeit betreffen „das Innere, den Begriff eines
  Gegenstandes“ (S. 194). Sie fallen nicht in die Sphäre des wahrnehmenden
  Bewusstseins, das seinen Gegenstand nur als etwas Äusseres beobachtet und
  damit den Standpunkt der Endlichkeit einnimmt. Dieser wird ihm zum Massstab der
  Möglichkeit, der den Begriff einer Sache bestimmen soll: „unmöglich sei das, was
  wider die Erfahrung gehe“ (S. 194).
- Doch gibt es auch die Sphäre des Bewusstseins eines Absoluten, sei es in Form
  der unbefangenen Religiosität, der Andacht, sei es in Form der philosophischen
  Erkenntnis. Diese Sphäre kann auch beobachtet werden und hat als solche einen
  ihr angemessenen Begriff, der notwendigerweise über denjenigen des
  wahrnehmenden Bewusstseins hinausgeht. Dies zu bestreiten, ist eine willkürliche
  Setzung einer Grenze, die im Grunde genommen schon durch die Setzung selbst
  überschritten ist und damit nach einer weitern Begriffsbestimmung verlangt, die
  auf dem Standpunkt der willkürlichen Grenzsetzung zwar verweigert werden kann,
  jedoch nur unter Verlust von Wirklichkeit und Objektivität.
- Die Inhalte der affirmativen religiösen Empfindung (Andacht) und des erkennenden,
  beobachtenden, negativ bestimmten Bewusstseins können zwar unterschieden
  sein. Das ist denn auch der Ausgangspunkt für den Ausgleich des Erkennens
  (Reflexion nach aussen) und des Selbstbewusstseins (Reflexion nach innen), „was
  ich als Geist an und für mich selbst bin“ (S. 195), im Bewusstsein selbst. Diese
  Angleichung ist eine dialektische und kann nur spekulativ erfasst und demonstriert
  werden, wobei weder die Reflexion nach aussen noch diejenige nach innen einfach
  getrennt werden dürfen, so dass die eine die andere lediglich negiert. Das Endliche
  und Unendliche stehen in einer gegenseitigen Abhängigkeit, die im Zuge ihrer
  Entwicklung offen gelegt wird.
- Der Boden der Andacht ist das Denken, der Geist als denkend. Er liefert der
  religiösen Empfindung den Inhalt. Gott ist der Inhalt für die Andacht, das Allgemeine
  für das Allgemeine, der Geist für das Denken. Beobachtet werden kann nur das
  Endliche, nicht das Allgemeine, es muss im Begriff erfasst werden. Das Endliche ist
  nur das Äusserliche, was in der Beobachtung äusserlich bleibt, es „ist nur insofern
  gesetzt, als es sich selber äusserlich ist“. Der Standpunkt der Endlichkeit taugt nicht
  für die Entwicklung des Allgemeinen im Denken. 
- So darf die Beobachtung „nicht mehr Beobachtung der Sache, sondern muss die
  Sache selbst sein. Die Beobachtung des Unendlichen ist die (ist in der)
  Beobachtung des spekulativen Denkens, das nur für den Denkenden selbst ist,
  sowie der Fromme in seiner Frömmigkeit das ist, was er beobachtet.
  [Deshalb sind das Sein und das Nichts am Anfang der Andacht und des
  spekulativen Denkens eins, und in der Einheit ihres Einsseins und ihres
  Gegensatzes (als Beobachtendes) sind sie Momente des Werdens. Die ganze
  Philosophie und Logik Hegels sind nichts anderes als das Aufzeigen des Werdens
  des (im) Begriff(s). Wenn er ins Dasein, die erste Bestimmtheit, übergeht, ist dieses
  Übergehen nicht ein Verlassen des Werdens, sondern nur das Verlassen der
  anfänglichen Bestimmungslosigkeit des Werdens. Deshalb ist das Dasein ein
  einseitiger Begriff. Es ist das Werden in der Bestimmung des Seins, das ihr
  Nichtsein (als Endliches) in qualitativen Bestimmungen erst wieder hervorbringen
  muss, daran scheitert, d.h. in ihnen die Identität des Begriffs nicht erreichen kann
  und deshalb durch die Negation der Negation (Qualität) ins reine Fürsichsein - ins
  anfängliche reine Sein, das durch die qualitative Bestimmung hindurchgegangen ist
  - übergeht, dabei jede Qualität verliert und als quantitative Identität, als Eins, in
  weitere quantitative Bestimmungen übergehen muss, die das Verlorene wieder
  einholen, jetzt aber nicht mehr in der unmittelbaren qualitativen Bestimmung,
  sondern als quantitatives Verhältnis, in der quantitativen Vermittlung.]
- Der Beobachter steht damit in einem Verhältnis zum Gegenstand. Dieses Verhältnis
  ist nicht einfach nur negativ oder äusserlich zum Gegenstand, sondern bildet ein
  Absolutes, das als solches in seinem Übergehen in ein anderes Verhältnis, ein
  anderes Absolutes, beobachtet werden kann. Diese Beobachtung ist das
  spekulative Denken, das diese Verhältnisse und Vermittlungsversuche
  nachvollzieht und die formellen Übergänge aus der Logik der Entwicklung heraus,
  welche die Logik der Freiheit ist, selber setzt.
- Der spekulative Begriff ist die unendliche Beobachtung, in welcher der
  Standpunkt der Reflexion nicht einfach aufgelöst ist, sondern als Motor dient für
  das Übergehen von einer endlichen Bestimmung in die nächste. Damit ist der
  absolute Gegensatz von Endlichkeit und Unendlichkeit überwunden und der Weg
  der Versöhnung und Vermittlung beider kann beginnen. So lässt sich der wahrhafte
  Begriff der Religion, der ein spekulativer ist, aufschliessen und entwickeln.

(5) Der spekulative Begriff der Religion (S. 196 ff) 

- Das spekulative Begriff beginnt dort, wo das Bewusstsein, das seinen Gegenstand
  ausser sich setzt, „als Moment in das Sein des Geistes“, des Selbstbewusstseins
  fällt. Damit wird der Gegensatz zwischen den beiden aufgehoben, d.h. negiert und
  in der Entwicklung des Begriffs des Geistes bewahrt als Motor (Reflexion) seines
  Werdens.
- Der Unterschied und Gegensatz fällt so in das Sein des Geistes seines
  Selbstbewusstseins selbst, das sich selber unterscheidet, sich entfremdet und das
  Andere, das es sich gegenübergestellt, wieder in seine Einheit zurückholt (Andacht,
  spekulatives Denken).
- Hegel ist kein Mystiker. Das spekulative Denken, der spekulative Begriff ist durch
  die Aufklärung hindurchgegangen, d.h. geht durch das Endliche hindurch, ist nicht
  ein Sprung ins Jenseitige und seine Verklärung. Dasselbe passiert in der Logik: Der
  Begriff als Begriff muss durch den unmittelbaren Begriff des Seins, seine
  unmittelbare Wahrheit, und die für sich seiende, in Verhältnissen und Gegensätzen
  sich tummelnde Reflexion hindurch erreicht werden, und bewahrt beide in sich.
- Der Geist ist nur insofern absoluter, als er sich selber weiss. Ansonsten wäre er nur
  verstandesmässige Abstraktion.
- Wissen seiner selbst kann er nur werden, wenn er sich verendlicht, d.h. ins Dasein
  übergeht:
  „So ist die Religion Wissen des göttlichen Geistes von sich durch Vermittlung des
  endlichen Geistes. In der höchsten Idee ist demnach die Religion nicht die
  Angelegenheit eines Menschen, sondern sie ist wesentlich die höchste Bestimmung
  der absoluten Idee selbst.“ (S. 198)
- Gott ist somit als absoluter Geist zu fassen, der als Wissen seiner selbst alle
  Wahrheit ist und als solche den ganzen Reichtum „der natürlichen und geistigen
  Welt in sich fasst“ (S. 198). Diese Bestimmung der Unendlichkeit als logischer
  Begriff ist die absolute Idee, die alle früheren Bestimmungen auf dem Weg zu ihr in
  sich enthält. Damit ist Gott der endlichen Vorstellung entzogen und wahrhaft als
  Absolutes gefasst, das immer nur ein Werden seiner selbst ist durch die Endlichkeit
  hindurch.
- Der Inhalt der Religion, der absolute Geist, der sich selbst zum Gegenstand hat und
  im Andern bei sich bleibt, ist zwar ein Resultat des Gangs des Bewusstseins im
  unmittelbaren Sein und der Abstraktion des Seins in der Reflexion. Obwohl
  Resultat, ist er das Absolute, weil er die Momente des Gangs des Bewusstseins in
  sich vereint und ohne diese selber nur eine Abstraktion wäre. Am Anfang jedoch ist
  der Inhalt der Religion wiederum nur eine leere Einheit und Unmittelbarkeit, die
  erneut expliziert werden und sich Dasein geben muss. Dabei durchlaufen sie und
  ihr Gegenstand erneut die Stufen des vorher von ihr abgespaltenen Bewusstseins,
  jedoch jetzt in der Idee Gottes bleibend und aus dieser Idee heraus. Aus der
  Perspektive der reinen Logik betrachtet, sind wir jetzt auf dem Standpunkt des
  Begriffs, der seine Momente aus sich selber heraus entwickelt und nicht länger im
  unmittelbaren Sein seine Bestimmungen sucht (nur an sich ist) oder in der Reflexion
  nur in endlichen Gegensätzen verweilt (nur für sich ist):
  „Die konkrete Erfüllung des Begriffs der Religion ist nun seine Produzierung durch
  sich selbst. Er selbst ist es, der sich konkret macht und sich zur Totalität seiner
  Unterschiede vollendet, so dass der Begriff, indem er nur durch diese Unterschiede
   ist, sich selbst zum Gegenstand wird. Der Begriff, den wir so festgestellt haben, ist
  das Selbstbewusstsein des absoluten Geistes, ....“ (S. 199f).
  Der Begriff selber ist jetzt der Massstab der Entwicklung, die Freiheit, die sich in der
  Vermittlung des Geistes mit sich selber setzt. Dieser Massstab ist nicht länger das
unmittelbare Sein und seine Bestimmungen, noch die Reflexion, die nur in
subjektiven endlichen Gegensätzen verweilt, sondern der im Dasein realisierte
  Begriff der Freiheit oder, in der logischen Bestimmung ausgedrückt, der sich zur
  Idee vollendete Begriff Gottes (S. 200). Damit ist die wahrhafte Unendlichkeit Gottes
  erreicht, die das Endliche ins sich beherbergt und aus sich entlässt.
- Es sind drei Bestimmungen, die die Idee Gottes, die Realisierung seines Begriffs
  aus dem Begriff heraus ausmachen:
  (1) die Bestimmung des Bewusstseins, das seinen Gegenstand (Gott als Einheit)
  von sich trennt und in ein theoretisches Verhältnis zu ihm tritt, in welchem es sich
  von Gott als Einheit entfremdet. Auf der theoretischen Seite des Begriffs, auf der
  Seite der Vorstellung, ist der Geist als Bewusstsein abhängig von etwas, das ihm
  äusserlich bleibt, und damit unfrei. Hierin fällt die Art der göttlichen Erscheinung.
  (2) die Bestimmung des Selbstbewusstseins in seiner Bewegung zur Aufhebung der
  Entzweiung. Dies ist die Seite der Tätigkeit des Bewusstseins, das praktische
  Verhältnis. In diesem Verhältnis ist der Geist als Subjektivität in der Form seiner
  Freiheit. Er setzt seine Welt in seiner Tätigkeit selbst, ist nicht einfach abhängig von
  äusserlich Gegebenem, macht das Äusserliche zu seinem Eigenen. Hierin fällt die
  Erscheinung Gottes als Kultus.
  (3) Die Bestimmung der Einheit von (1) und (2), der Einheit von theoretischem
  Bewusstsein und tätigem Selbstbewusstsein. Die Entwicklung dieser Einheit, die
  absolute Idee, ist die Bewegung des spekulativen Begriffs, welche immer wieder die
  Widersprüche seiner Momente offen legt, um sie dann in einer neuen Einheit zu
  versöhnen. 

Der Kultus / Der Glaube (S. 202 ff) 

- Der Kultus ist der Wille, die Trennung zwischen dem Bewusstsein und seinem
  Gegenstand – Gott - aufzuheben. Er ist deshalb nicht nur ein theoretisches Wissen
  von Gott, sondern praktische, tätige Beziehung.
- Das Wissen Gottes ist nur eine abstrakte unmittelbare Einheit. Erst die Tätigkeit der
  Aufhebung der Differenz setzt den Gegensatz als Gegensatz und die resultierende
  Einheit ist konkret. Das an sich Seiende des Bewusstseins wird erst in der
  Handlung  zu einem für sich Seienden und damit wahrhaft gewusst.
- Kant hat gesagt, man könne das an sich Seiende nicht erkennen. Dies ist ganz
  richtig, wenn man es nur theoretisch erkennen will und als nur Äusseres in seinen
  endlichen Bestimmungen belässt. Hegel demonstriert dies in seiner Seinslogik.
  Sobald man jedoch das an sich Seiende als Moment des Begriffs und seiner
  Bewegung erkennt, wird das nur Unmittelbare und Abstrakte des Wissens
  aufgehoben und in den Begriff zurückgeführt, sich angeeignet. Erst dadurch
  entsteht Erkenntnis. Diese ist die tätige Auseinandersetzung mit dem Gegenstand,
  mit der Sache. Das Objekt ist ein mit dem Subjekt Vermitteltes. Dadurch entsteht
  Objektivität. Die Vorstellung Gottes belässt ihn immer in einem Ansichsein.
- Jedoch bleibt der Kultus vorerst selbst theoretisch, „insofern er selbst, nach
  Aufhebung des Gegensatzes, die Vorstellung ebenso lässt“ (S. 202). Gott als in der
  Vorstellung bestimmter Gegenstand – beschränkt in seiner daseienden
  Erscheinung – ist noch nicht der wahre Gott.
- Gott ist wesentlich Geist, d.h. Tätigkeit eines Bewusstseins auf seinen Gegenstand,
  das immer auch Selbstbewusstsein ist, d.h. eine Beziehung nach innen hat. Ohne
  Beziehung des Bewusstseins gibt es keinen Gott, „nur als abstrakter Gott ist er für
  dasselbe als Jenseits, als Anderes“ (S. 203). Gott ist nur in seiner Erscheinung ein
  Ansichsein, nicht jenseits der Erscheinung. Damit aber ist er für das Bewusstsein
  und deshalb „ist er an und für sich“ (S. 203).
- Die abstrakte Wissen von Gott soll im Kultus aufgehoben und konkret werden. Dies
  kann wahrhaft nur gelingen, wenn die Vorstellung von Gott als etwas Bestimmtes
  aufgegeben und in der geistigen Tätigkeit verflüssigt wird. Damit geht die Tätigkeit
  des Kultus in sein eigenes Element ein, der Geist weiss sich selbst, sein Äusseres
  ist seine Äusserung, nicht irgendein jenseitiges Ansichsein, dem er in seinem
  Erkennen und seinem Handeln ausgeliefert ist.
- Der Weg jedoch in dieses geistige Element als geistige Tätigkeit geht über
  Vorstellungen Gottes in seiner Gegenständlichkeit, in seiner Bestimmtheit. Diese
  sind zeitliche Absolute (Einssein von Subjekt und Objekt), deren Einheit und
  Wahrheit durch die Diskrepanz zwischen dem Vorgestellten in der Beziehung des
  Bewusstseins und dem Selbstbewusstsein als Geistigem aufgelöst wird. Diese
  formelle Auflösung und Übergehen in eine weitere Bestimmtheit ist nur für uns: ‚Wir’
  verfolgen das Bewusstsein in seiner Gegenständlichkeit (Vorstellung Gottes im
  Kultus) und zeigen seine der Logik gehorchende Entwicklung auf – die Logik der
  fortschreitenden Vermittlung des Begriffs.
  Wenn dieses nur ‚für uns’ in den Begriff (Subjekt – Objekt - Beziehung) selbst
  übergeht, dann ist der Geist  für den Geist geworden und er hat seine zuerst nur an
  sich seiende Freiheit für sich gewonnen. Im Christentum ist dieser Standpunkt
  erreicht, allerdings immer noch als autoritative Vorstellung. Die Aufhebung dieser
  Vorstellung ist die Aufhebung der Religion selbst und das Übergehen in die reine
  Betrachtung der Entwicklung des Geistes (Gottes) in der Philosophie. Damit aber ist
  auch die Philosophie aufgehoben und die Entwicklung wird zur Aufgabe des
  subjektiven Geistes, der sich seine eigene Welt, seine eigene objektive
  Allgemeinheit schaffen muss.
- Sofern das Wissen von Gott eine praktische Tätigkeit einschliesst ist es als
  allgemeine Form Glaube, vermittelnde Tätigkeit zwischen dem endlichen
  Bewusstsein und seinem unendlichen Gegenstand. Darin hebt es sich als nur
  formelles Wissen, als reines Fürsichsein, auf und gewinnt Allgemeinheit in seinem
  Gegenstand, Gewissheit seiner selbst, seiner geistigen Natur. Der Gegenstand, das
  Unendliche Gottes, wird zum Ansich des Selbstbewusstseins, zu seinem
  allgemeinen Wesen, dessen es sich in seiner Gegenständlichkeit gewiss ist.
- Der eigene Gegenstand des Selbstbewusstseins ist zuerst nur ein Ansichsein, d.h.
  es bleibt in seiner Gegenständlichkeit - „die Seite seines Bewusstseins“ (S. 204) –
  verhaftet. Deshalb ist die Bestimmung des Selbstbewusstseins als an sich freies nur
  für uns, für den Philosophen, noch nicht für es selbst. Dass das Ansichsein auch ein
  Fürsichsein wird, ist Aufgabe des Prozesses des Selbstbewusstseins in einer
  bestimmten Religion und im Übergang von einer zu einer andern Religion. Der
  Philosoph hat diesen Prozess zu beobachten und das formelle Übergehen in seiner
  Dialektik zu erfassen und zu demonstrieren. Dazu ist Kenntnis der Logik der
  Bestimmungen, der Vermittlung im Begriff, spekulatives Denken, erforderlich.
- Das Ansichsein des Selbstbewusstseins in seiner Gegenständlichkeit darf nicht mit
dem subjektiven unmittelbaren Wissen von Gott verwechselt werden, das formell
bleibt und seinen unendlichen Gegenstand nur als Abstraktion, als erste Negation hat.
Gott ist hier jedoch affirmativ im Selbstbewusstsein, d.h. die Negation der Negation
durch das Endliche hindurch. Die Gewissheit seiner selbst ist nicht nur Negation, als
Absolutes gesetzte Unmittelbarkeit des Subjekts in seiner Partikularität und damit
Inhaltslosigkeit, sondern Objektivierung, Erfüllung mit seinem Gegenstand:
„Jene Subjektivität ist dagegen bestimmt, nur die wahrhafte zu sein, insofern sie von
der Unmittelbarkeit ebenso als von dem sich gegen die Substanz in sich reflektierenden
und festhaltenden Fürsichsein befreites, freies Wissen, nur diese gegen ihre partikulare
Eigenheit negative Einheit der unendlichen Form mit der Substanz ist.“ (S. 205 f) 
- Gott ist somit kein absolut Jenseitiges und von der Vernunft nicht zu fassendes, und
  die affirmative Beziehung zu Gott nicht nur eine abstrakte Identität. Allerdings darf
  dieses mit seinem Gegenstand eins gewordene Selbstbewusstsein, die affirmative
  Beziehung zu Gott, auch nicht mit der Vorstellung des Pantheismus verwechselt
  werden. In der affirmativen Beziehung ist Gott Geist, der sich als Selbstbewusstsein
  selbst erkennt und in der Andacht mit seinem allgemeinen Gegenstand eins werden
  will. Diese Vorstellung ist nicht gleichzusetzen mit pantheistischen Vorstellungen
  • von Geist als einer starren abstrakt allgemeinen Substanz (Sonne, Tiere etc.),
    die jedoch nur ein geistloses Allgemeines ist.
  • von Selbstbewusstsein als natürliche Seele, die göttliche Existenz sei,
  • von Selbstbewusstsein als ein unmittelbar Wissendes (ich bin denkend und damit
     bin ich), das in seiner Unmittelbarkeit verharrend, wahrhaft sei. Das
     unmittelbar Wissende ist jedoch nur erst „der geistlose Geist“ (S. 207).